Sonntag, 20. Januar 2019
Das Rilke-Projekt 20.04.2016
"In unserem Schauen liegt unser wahrstes Erwerben.
Wollte Gott, daß unsere Hände wären, wie
unsere Augen sind:
so bereit im Erfassen,
so hell im Halten,
so sorglos im Loslassen aller Dinge;
dann könnten wir wahrhaft
reich werden.
[...]"

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Das Rilke-Projekt 19.04.2016
"[...]
Durch Teilnahme an alledem mich fester
an die Wirklichkeit zu binden,
die mich so oft verleugnet, - dazusein,
nicht nur dem Gefühle, sondern auch dem Wissen nach, immer und immer,
das ist es, glaube ich,
was ich brauche, um sicherer zu werden und
weniger heimatlos."

Wie im gestrigen Post bereits erwähnt, übe ich mich im Benennen meiner gewöhnlichen, mich umgebenden Flora und Fauna als Teil meiner Ausbildung zur Dichterin.

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Samstag, 12. Januar 2019
Das Rilke-Projekt 18.04.2016
"[...]
Und so ist es mit den Blumen,
mit den Tieren,
mit den einfachsten Gesetzen,
die da und dort wirksam sind und durch
die Welt gehen mit ein paar Schritten von
Anfang nach Ende.
Wie Leben entsteht, wie es wirkt in den geringen Wesen,
wie es sich verzweigt und ausbreitet,
wie Leben blüht, wie es trägt:
alles das zu lernen,
verlangt mich. [...]"

William Carlos Williams schreibt: "No ideas, but in things."
Eine Übung in Achtsamkeit besteht darin, auf einem Spaziergang alle Vögel, Blumen und Bäume zu benennen, die man auf seinem Weg sieht. Ich stelle bei dieser Übung immer wieder fest, wie wenig heimische Flora ich kenne und nehme mir vor, Namen zu lernen.

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Das Rilke-Projekt 17.04.2016
"Es gibt so viele Dinge,
von denen ein alter Mann einem erzählen müßte,
solange man klein ist;
denn wenn man erwachsen ist,
wäre es selbstverständlich,
sie zu kennen.
Da sind die Sternenhimmel,
und ich weiß nicht,
was die Menschen über sie schon erfahren
haben, ja, nicht einmal die Anordnung
der Sterne kenne ich. [...]"

Ich erkenne am Sternenhimmel immer nur den Großen Wagen und Orion.
Schäme mich für meine Ignoranz.
Und erinnere mich an die Fünftkläßlerin, die ich einmal war, die mit großem Enthusiasmus in die Astro-AG ihres Gymnasiums gegangen ist, um die Geheimnisse der Unendlichkeit zu ergründen.

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Dienstag, 8. Januar 2019
Das Rilke-Projekt 12.04.2016
"Möge das Leben Ihnen aufgehen,
Tür um Tür;
mögen Sie in sich die Fähigkeit finden,
ihm zu vertrauen, und den Mut,
gerad dem Schweren das meiste
Vertrauen zu geben [...].
Was von uns verlangt wird, ist,
daß wir das Schwere lieben und
mit dem Schweren umgehen lernen.
Im Schweren sind die freundlichen Kräfte,
die Hände,
die an uns arbeiten.
Mitten im Schweren
sollen wir unsere Freude haben,
unser Glück, unsere Träume:
da, vor der Tiefe dieses Hintergrundes,
heben sie sich ab,
da sehen wir erst,
wie schön sie sind.
Und nur im Dunkel der Schwere hat unser
kostbares Lächeln einen Sinn;
da leuchtet es erst mit seinem tiefen,
träumenden Licht, und in der Helligkeit,
die es für einen Augenblick verbreitet,
sehen wir die Wunder und Schätze,
von denen wir umgeben sind."

Der Text hat die Struktur von Segenssprüchen, wie ich sie beispielsweise aus der irischen Christenheit kenne. Ich finde es sehr schön, gesegnet zu werden und vertraue Menschen, die sich zutrauen, andere Menschen zu segnen. Und während ich dies schreibe, leuchtet am Rand meines Fensters plötzlich hell die Sonne ins Zimmer, obwohl es bis zu diesem Moment nur geregnet und gestürmt hat den ganzen Tag. Segnen bedeutet: ich weiß, daß Gott allezeit bei uns ist und uns stärkt. Ich wünsche Dir, daß auch Du durch meinen Segen diese Stärke erfährst.

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Donnerstag, 30. August 2018
Das Rilke-Projekt 07.04.2016
"Vor lauter Lauschen
und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
daß du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.

Und wenn dir einmal
das Schweigen sprach,
laß deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib dich, gib nach,
er wird dich lieben und wiegen.

Und dann meine Seele
sei weit, sei weit,
daß dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge."

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Donnerstag, 7. Juni 2018
Das Rilke-Projekt 03.04.2016
"Wir müssen unser Dasein so weit,
als es irgend geht, annehmen;
alles, auch das Unerhörte,
muß darin möglich sein.
Das ist im Grunde der einzige Mut,
den man von uns verlangt:
mutig zu sein zu dem Seltsamsten,
Wunderlichsten und Unaufklärbarsten,
das uns begegnen kann."

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Das Rilke-Projekt 29.03.2016
"Der Garten vor den Fenstern
ist nur ein Bild in Grün
für einen unbegrenztern,
darin wir beide blühn.

Was seine Sinne segnet,
auf denen Winter war:
das sonnt und sinnt und regnet
auch über unserm Jahr.

Der Garten hat Gebräuche,
ähnlich wie ich und du:
zwei steigende Gesträuche
blühen einander zu."

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Freitag, 1. Juni 2018
Das Rilke-Projekt 23.03.2016
"Die meisten Menschen halten
die Dinge in der Hand,
um damit irgendeine
Dummheit zu machen (wie
zum Beispiel sich zu kitzeln
mit Pfauenfedern), statt sich
jedes Ding gut anzusehen und
statt jedes um die Schönheit
zu fragen, die es besitzt.
So kommt es, daß die
meisten Menschen gar nicht
wissen, wie schön die Welt
ist und wieviel Pracht in den
kleinsten Dingen, in irgendeiner
Blume, einem Stein,
einer Baumrinde oder einem
Birkenblatt sich offenbart.
Die erwachsenen Menschen, die
Geschäfte und Sorgen haben
und sich mit lauter Kleinigkeiten
quälen, verlieren allmählich ganz
den Blick für diese Reichtümer,
welche die Kinder, wenn sie
aufmerksam und gut sind, bald
bemerken und mit dem ganzen
Herzen lieben.
Und doch wäre es das Schönste,
wenn alle Menschen in dieser
Beziehung immer wie aufmerksame
und gute Kinder bleiben wollten,
einfältig und fromm im Gefühl,
und wenn sie die Fähigkeit nicht
verlieren würden, sich an einem
Birkenblatt oder an der Feder eines
Pfauen oder an der Schwinge einer
Nebelkrähe so innig zu freuen wie an
einem großen Gebirge oder einem
prächtigen Palast.
Das Kleine ist ebensowenig
klein als das Große groß ist. Es
geht eine große Schönheit und ewige Schönheit
durch die ganze Welt, und
diese ist gerecht über den kleinen
und großen Dingen verstreut;
denn es gibt im Wichtigen und
Wesentlichen keine Ungerechtigkeit
auf der ganzen Erde."

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Donnerstag, 31. Mai 2018
Das Rilke-Projekt 18.03.2016
"Man kann sich die Weiten und
Möglichkeiten des Lebens gar
nicht unerschöpflich genug
denken. Kein Schicksal, keine
Absage, keine Not ist einfach
aussichtslos; irgendwo kann das
härteste Gestrüpp es zu Blättern
bringen, zu einer Blüte, zu einer
Frucht. Und irgendwo in Gottes
äußerster Vorsehung wird auch
schon ein Insekt sein, das aus
dieser Blüte Reichtum trägt."

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